ArchiCad kann 3D-DXF-Import – als Bibliothekselement. Ich zeige Euch hier an einem Beispiel, wie der Workflow aussieht. ArchiCad’s Übersetzer spielen dabei eine wichtige Rolle. Ich zeig Euch auch, wie Ihr im GDL-Editor dem neuen Bibliothekselement Fangpunkte hinzufügt, um besser damit arbeiten zu können.
Dies ist übrigens die Textfassung meines Videos, das in meinem YouTube-Channel publiziert ist. Das Video findet Ihr auch auf dieser Seite am Ende des Tutorials und auf dieser Seite. Die Bilder hier sind Screenshots aus dem Video – daher auch die Sprechblasen auf einigen von ihnen.
Dass Ihr ein 3D-Stadtmodell auch in einem 3D-Modeller wie Cinema4D öffnen könnt, beschreibe ich übrigens hier.
Wichtiger Hinweis zu den Fachbegriffen aus dem ArchiCad-Jargon:
- Die Begriffe Bibliothekselement, GDL-Objekt und Objekt bezeichnen in ArchiCad das Gleiche. Die Unterschiede im Namen kennzeichnen lediglich den Zusammenhang, in dem das entsprechende “Ding” vorkommt. Zum Beispiel als Datei in der Projektbibliothek, als Werkstück im GDL-Editor oder als Produkt des Objekt-Werkzeugs in der Werkzeugpalette (“Werkzeugkasten“).
- Ich benutze unten den Begriff Fangpunkte – im konkreten Fall handelt es sich im ArchiCad-Vokabular aber um Auswahl- bzw. Aktivierungspunkte. Ich verwende trotzdem den Begriff Fangpunkt, weil es sich dabei um ein – zumindest unter CAD-Zeichnern – allgemein verständliches Feature handelt. (Und ich noch nie jemand “Aktivierungspunkt” habe sagen hören.) Einen Auswahlpunkt müsst Ihr Euch als fixen, “eingebauten” Fangpunkt vorstellen, während ein (ArchiCad-) Fangpunkt bei Bedarf und nach bestimmten Regeln eingeblendet wird.
3D-DXF-Import: Welcher Befehl?
Um in ArchiCad ein 3D-DXF auch 3D zu importieren, wählt den Befehl Ablage – Bibliotheken und Objekte – Objekt öffnen:
Euch interessiert an dieser Stelle nur der Befehl Nach Datei suchen …:
Welcher Übersetzer?
Im Datei-Auswahldialog findet Ihr Eure Original-DXF-Datei. Ihr seht, dass Ihr beim Öffnen einen sogenannten Übersetzer auswählen könnt (unten im Fenster). Klickt auf Einstellungen, um zu sehen, was es damit auf sich hat:
Übersetzer sind Konfigurationen von Einstellungen, die beim Öffnen Eurer Datei gewählt werden, z.B. in welcher Einheit die Datei geöffnet werden soll:
Logischerweise sollte die Einheit derjenigen entsprechen, die beim Erstellen Eures DXFs verwendet wurde. Ist das DXF z.B. in der Einheit Millimeter gezeichnet worden, würde die Wahl der Einheit 1 Meter im Übersetzer bedeuten, dass die Datei beim Öffnen in ArchiCad um den Faktor 1000 vergrössert wird. Hier hilft im Normalfall nur Trial & Error (Öffnen und Nachmessen, ggf. Wiederholen). In unserem Fall ist das Modell aber in der Einheit Meter gezeichnet.
Es gibt noch eine Reihe weiterer wichtiger Einstellungen, die den Import eines DXF in ArchiCad steuern. Ich schlage Euch in diesem konkreten Fall aber vor, einfach die Übersetzer der Reihe nach auszuprobieren, die ArchiCad im Angebot hat – auch ein Trial & Error-Verfahren, aber für diesen Zweck ausreichend:
Gleich der erste, voreingestellte Übersetzer funktioniert z.B. nicht – Teile des Modells fehlen dann. Ich habe mehrere Übersetzer ausprobiert und bin fündig geworden beim Übersetzer: 1.5 Layout + Modell komplett – Stifte 1 zu 1. Welche Einstellungen in diesem Übersetzer jetzt “besser” sind als die im Übersetzer 1.1, interessiert an dieser Stelle nicht. Wählt in aus und drückt Open.
Layer-Auswahl
Im nächsten Fenster dürft Ihr die zu importierenden Layer auswählen. Ihr klickt natürlich auf Alle wählen und dann OK:
3D-DXF: Erste Station GDL-Editor
Nun öffnet sich ArchiCads GDL-Editor. Das ist sozusagen der Maschinenraum, der Ort, an dem Ihr neue Bibliothekselemente programmieren, aber auch vorhandene Elemente bearbeiten könnt. Und wie Ihr seht, wird über den GDL-Editor auch Euer 3D-DXF eingeschleust. Noch heisst es Ohne Titel-1:
Im GDL-Editor gibt’s zunächst gar nicht viel zu tun. Das Wichtigste erstmal – sonst will ArchiCad das 3D-Objekt nicht speichern – ist, dass Ihr eine Lizenz für das Ding festlegt. Ihr befindet Euch auf der “Startseite” des GDL-Editors (links in der Tab-Liste: Details). Wählt jetzt aus dem Lizenz-Menü die Variante Public Domain Dedication 1.0:
Speichern als ArchiCad-Bibliothekselement
Das Fenster des GDL-Editors ist als Tab neben den anderen Tabs Eures ArchiCad-Projekts geöffnet. Wenn Ihr das Fenster jetzt schließen wollt, indem Ihr auf das kleine x im Tab-Reiter klickt …
… kommt Euch ArchiCad mit einem Sichern-Dialog, denn – richtigerweise – muss Euer importiertes 3D-Objekt als Bibliothekselement gesichert werden:
Die Verwaltung von Bibliothekselementen in ArchiCad ist ein eigenes Thema. Jetzt braucht Euch nur zu interessieren, dass Ihr für das Objekt einen eigenen Ordner anlegen solltet:
Gebt der Objektdatei noch einen nachvollziehbaren Namen und schliesst das Ganze mit Sichern ab:
3D-Importmodell im Projekt platzieren
Um das 3D-Objekt (ein Ausschnitt des Stuttgarter 3D-Stadtmodells) jetzt endlich ganz normal in ArchiCad zu öffnen – darum geht’s ja eigentlich die ganze Zeit -, müsst Ihr das Objekt-Werkzeug verwenden:
Vorausgewählt für das Werkzeug ist jetzt Euer frisch importiertes Objekt. Seht selbst: Drückt STRG-/Cmd-T für die Werkzeug-Einstellungen:
Oben im Fenster seht Ihr Name und Vorschau Eures Objekts. Was Ihr auch seht, ist, dass es aktuell 0,00 m Abstand zum Projektursprung hat und dass es ca. 675 m x 700 m gross und ca. 75 m hoch ist. Im Normalfall wüsstet Ihr in etwa, welche reale Grösse der Ausschnitt hat, den Euer 3D-Modell zeigt – dann wäre Euch auch klar, dass in diesem Fall das Modell im richtigen Massstab importiert wurde:
Bestätigt jetzt erstmal mit OK und klickt irgendwo in’s Grundriss-Fenster. Drückt dann STRG-/Cmd-O, um das frisch platzierte Modellobjekt fensterfüllend zu sehen:
Höhenlage korrigieren
Im 3D-Fenster (STRG-/Cmd-3) seht Ihr nach ein paar Kameraschwenks, dass Euer Modell in recht luftiger Höhe schwebt (wenn Ihr die hellblaue 0-Ebene nicht seht: Ansicht – Darstellung der Bearbeitungsebene):
Wählt das Modellobjekt aus und drückt STRG-/Cmd-T, um nochmals die Einstellungen für das platzierte und ausgewählte Objekt zu studieren. Der dritte Wert von oben gibt den Offset des Objekts zum Projektursprung an – hier steht er auf 0,00 m, was ja erstmal logisch klingt.
Unser Modell schwebt aber tatsächlich sehr weit über der 0-Ebene (die im 3D-Fenster durch die hellblaue Hilfsebene markiert ist). Logische Folgerung: Der 0-Punkt des Modellobjekts liegt nicht auf Höhe der Modellunterseite (wie wir erstmal angenommen haben), sondern deutlich darunter.
Nehmen wir an, das Modell wurde ursprünglich mit globalem Höhenbezug konstruiert. Es zeigt einen Ausschnitt von Stuttgart, das wiederum im Mittel 247 Meter über dem Meeresspiegel liegt.
Dann wäre es richtig, im Einstellungsfenster für unser Modellobjekt den Abstand zum Projektursprung auf -250,00 m zu ändern (247 mal aufgerundet):
Der Blick in’s 3D-Fenster zeigt, dass unsere Vermutung richtig war:
Eine Grundplatte für das Modell
Das Modell umfasst lediglich Gebäude, die Strassenebene fehlt. Das ist ein Problem, das sich nur mit der Auswahl eines besseren Stadtmodells lösen lässt. In unserem Fall können wir wenigstens eine Grundplatte einbauen – dazu nehmen wir das Decken-Werkzeug:
Die Dicke ist egal, wichtig ist, dass der (voreingestellte) Höhenbezug der Decken-Oberkante zum Ursprungsgeschoss (damit ist gemeint: zur Basisebene des Ursprungsgeschosses) auf 0,000 m gestellt bleibt.
Zeichnet jetzt mit den Einstellungen und der Geometriemethode Rechteck im Grundriss-Fenster ein Rechteck über das gesamte Modell:
3D-Look anpassen: Grundplatte und Modell
In der Modellbauphase ist es Geschmackssache, wie die Objekte im 3D-Fenster dargestellt werden. Ich zeig hier mal, wie ich die Grundplatte rot und das Modell weiß einfärbe. Im Prinzip besteht der Trick darin, in den jeweiligen Einstellungen für die Modelldarstellung (unten im Einstellungsfenster) die Oberflächen zu überschreiben und dafür eine Farbe zu verwenden:
2D-Fangpunkte einfügen
Ihr habt es vielleicht schon bemerkt: Das Modellobjekt hat keine Fangpunkte – warum? Was Ihr hier importiert habt, ist nichts weiter als ein Polygon-Mesh. Nicht das, was Ihr sonst aus ArchiCad kennt: Eine Zusammensetzung “intelligenter” Objekte, die editiert werden können und an denen man sich, vor allem, an entscheidenden Punkten einfangen kann.
Wie löst Ihr jetzt dieses Problem? Die Antwort ist: Ihr könnt in ArchiCad einem solchen Polygon-Gebilde 2D-Fangpunkte hinzufügen, die Ihr im Grundriss-Fenster verwenden könnt. Was ich Euch auch gleich sagen kann: 3D-Fangpunkte, mit denen Ihr im 3D-Fenster arbeiten könnt, gehen in ArchiCad nur über einen – sehr langen – Umweg. Das sparen wir uns, es steht hier nicht im Verhältnis.
Also, lasst uns ein paar 2D-Fangpunkte einsetzen. Wählt das Modell aus und dann den Befehl Ablage – Bibliotheken und Objekte – Objekt öffnen:
Der GDL-Editor erscheint – wählt dort links den Tab 2D-Symbol aus:
Ein weiteres – schwebendes – Fenster öffnet sich, das eine 2D-Darstellung Eures Modells zeigt (offensichtlich das, was im Grundriss-Fenster gezeigt wird) . Ihr seht auch links die vertraute Werkzeugpalette (ArchiCad’s “Werkzeugkasten”). Ein paar der Werkzeuge dürft Ihr nämlich hier verwenden und damit der Darstellung im Grundriss-Fenster weitere 2D-Elemente hinzuzufügen:
Für Fangpunkte braucht Ihr das Fixpunkt-Werkzeug – wählt es aus:
Zoomt Euch jetzt an eine Stelle heran, an der Ihr Fangpunkte haben wollt – interessanterweise könnt Ihr Euch in diesem Fenster prima an allen Linien und Punkten einfangen – und klickt auf die Stellen, an denen Ihr später im Grundriss Fangpunkte haben wollt. Ich habe mich hier auf den Bereich der zwei großen Parkhäuser neben der Leonhardskirche konzentriert:
Wenn Ihr fertig seid, schliesst das 2D-Symbol-Fenster, drückt STRG-/Cmd-S, um die Änderungen am Objekt zu speichern und schliesst den GDL-Editor:
Funktionieren die neuen Fangpunkte?
Im Grundriss-Fenster seht Ihr bei ausgewähltem Modellobjekt die neuen Fangpunkte:
Im 3D-Fenster seht Ihr, dass die neuen Fangpunkte sehr weit unterhalb des Modells liegen:
Die Wahrheit ist (Ihr habt es geahnt): Die neuen Fangpunkte liegen auf der 0-Höhe des Objekts, und die befindet sich, wie wir bereits wissen, etwa 250 m unterhalb der Modellbasis.
Die neuen Punkte nützen uns also im 3D-Fenster nichts, wie gesagt. Trotzdem können wir sie aber im Grundriss-Fenster verwenden. Und die diversen Objekte unserer Neuplanung anhand der lokalen Höhen ü.N.N. (die wir aus einem amtlichen Lageplan auslesen können) in der richtigen Höhe positionieren sowie die Beziehung zum 3D-DXF-Modell, dass wir importiert haben, in einem Ansichtsfenster kontrollieren und die Höhenlage des DXF bei Bedarf anpassen.
Geschafft!
Wie es mit einem 3D-Stadtmodell in einem 3D-Modeller wie Cinema4D zugeht, beschreibe ich übrigens hier.
Das war’s erstmal. Hier jetzt das Video:
Wie dieser Blog entstanden ist, könnt Ihr hier nachlesen.
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